„Durchgedreht“ – praktische Kleinmöbel mit Pfiff von Tischler-Auszubildenden
Zum Abschluss des ersten Lehrjahres unserer Ausbildung zum Tischler/zur Tischlerin erhielten wir in der Berufsschule die Aufgabe, ein Kleinmöbel zu entwerfen, zu gestalten und zu fertigen. Dieses Projekt erhielt von uns den Namen „Durchgedreht“. Hierbei wurden unserer Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Lediglich die Außenmaße der Möbel und das Vorhandensein eines drehbaren (z. B. ein Türknauf) und eines schiebbaren Elements (z. B. einer Schublade) waren Kriterien, die beim Bau des Möbels zu beachten waren. Außerdem durften keine dazu gekauften Beschläge wie Scharniere oder Bänder verwendet werden. Sinn und Zweck des Projekts war es, unser bis dahin erworbenes Wissen zu testen und aus den im Laufe der Zeit entstandenen Fehlern Lehren zu ziehen und Erfahrungen zu sammeln.
Das Projekt begann damit, dass wir zuerst Ideen gesammelt und uns dafür entschieden haben, ob wir das Möbel selbst oder ein kleineres Modell dazu bauen. Hierzu sollten wir eine Projektmappe erstellen, die Skizzen, technische Zeichnungen, Berechnungen und Beschreibungen der Möbel, eine Holzliste sowie einen Ablaufplan enthalten sollte. Da wir Berufsschüler und Berufsschülerinnen auch in den Sommerferien arbeiten, sollten wir nun die Ferienzeit dazu nutzen, unsere Möbel in unseren Betrieben anzufertigen, wo uns Arbeitsmaterial wie Sägen oder Hobel und auch das Holz zur Verfügung gestellt wurde. Voller Tatendrang und mit dem Wissen aus dem ersten Lehrjahr machten wir uns ans Werk. Da viele von uns zuvor jedoch noch nie eigenständig ein Möbelstück bauen konnten, schlichen sich schnell die ersten Fehler ein. Einige von uns hatten zum Beispiel wenig Erfahrung beim Arbeiten an bestimmten Maschinen wie der Kreissäge oder mussten noch nie mehrere Teile auf Gehrung schneiden. Hier standen uns allerdings die Gesellen und Meister aus unseren Betrieben zur Seite, auf deren Erfahrungen und Ratschläge wir uns immer verlassen und dadurch Fehler ausbessern konnten.
Nach den Sommerferien wurden unsere Möbel dann in der Klasse in Form eines sogenannten Fachgesprächs präsentiert. Ein Fachgespräch ist Bestandteil der Gesellenprüfung. Dabei werden das gefertigte Möbel und auch der Arbeitsprozess vorgestellt. Daher war das Projekt für uns auch ein gutes Training für die Gesellenprüfung. Außerdem bot uns das Fachgespräch die Möglichkeit auf Erfolge aufmerksam zu werden, Selbstkritik zu üben und unsere eigene Leistung einzuschätzen. Bewertet wurden die Möbel anhand zuvor selbst aufgestellter Kriterien. Bei der Benotung wurde auch die betriebliche Situation eines jeden Auszubildenden / einer jeden Auszubildenden berücksichtigt. – Denn nicht jeder Betrieb ist für jedes Vorhaben ausgerüstet.
Durch das Projekt wurde uns bestätigt, dass wir die richtige Berufswahl getroffen haben. Denn es gab uns die Möglichkeit, durch eigene Kreativität und eigenes Fachwissen Möbel zu schaffen, auf die wir stolz sein können. Wir konnten Erfahrungen beim Bauen nach unseren eigenen Zeichnungen sammeln und lernen, wie man aufgetretene Probleme lösen kann. Wir haben gemerkt, wie viel Spaß es macht, ein eigenes Möbel zu fertigen.