Austausch mit dem Lycée Marie de Champagne/Frankreich
25 Kilometer Faden für ein Poloshirt
Dinslaken, Troyes/Frankreich, 23.02.2018. „Wird dieser Austausch im nächsten Schuljahr wieder angeboten? Dann bin ich wieder dabei“ Das war das Fazit der Gruppe nach der Reise nach Troyes. Was war vorher passiert? Eine Gruppe von insgesamt 18 Schülerinnen und Schülern und dem Lehrer Norbert Beck waren angetreten, Sprachbarrieren zu überwinden. Im 550 Kilometer entfernten Troyes waren es die Barrieren zwischen Deutsch und Französisch. Die finanzielle Förderung für das Projekt stellte das Deutsch- Französische Jugendwerk, so dass für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nur noch ein Eigenbeitrag übrigblieb, in dem alle Mahlzeiten und Eintrittsgelder enthalten waren. Der kaufmännische Schüleraustausch, an dem neben den Schüler/-innen aus der Höheren Handelsschule und dem Wirtschaftsgymnasium auch drei Schüler vom beruflichen Gymnasium Erziehungswissenschaft teilnahmen, führte uns vom 18. bis 23. Februar nach Troyes und in die Region, aus der weltbekannte Produkte kommen. Die Anreise am Sonntag durch die verschneiten Ardennen war unproblematisch.
Besuch bei Lacoste: Wie die „Sendung mit der Maus“, nur live
Die nächsten Tage hatten es sich. Nach gemeinsamen Aktivitäten, die der besseren Verständigung dienten, präsentierten die zwei Schülergruppen sich erst einmal gegenseitig die Bildungssysteme der eigenen Länder. Die Schüler/-innen beider Gruppen streben die Fachhochschulreife und die Allgemeine Hochschulreife an. Die Projektarbeiten hatten das Thema Marketing, ein neues Produkt erfinden und gemeinsam ein Konzept zur Vermarktung zu entwickeln. In insgesamt neun Gruppen arbeiteten jeweils zwei Deutsche mit sieben Franzosen zusammen. An diesem Projekt wurde jeden Tag in den Gruppen gearbeitet. „Von den Franzosen haben wir viel über PowerPoint gelernt, die Franzosen waren erstaunt, wie selbstständig wir in Deutschland arbeiten“, so Maurice Faßbender aus der Höheren Handelsschule.
Auf dem abwechslungsreichen Programm standen unter anderem eine Stadtführung zu Fuß zusammen mit unseren französischen Partnern durch die ehemalige Hauptstadt der Champagne mit ihren gotischen Kirchen und malerischen Fachwerkhäusern. Am Dienstag ging es zu Lacoste. Der weltbekannte Textilhersteller, der auch das aktuelle französische Team für die Olympischen Winterspiele ausrüstete, produziert die Polohemden in Troyes. Dort werden tatsächlich alle Arbeitsschritte vom Faden bis zum fertigen Shirt verrichtet. Für ein Polohemd der Größe 4 benötigt man 25 Kilometer Faden. In der Fabrik in Troyes arbeiten 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Produktion ist sehr flexibel, man kann sich sogar auf der Website des Unternehmens sein eigenes Shirt zusammenstellen und zuschicken lassen. Die Krokodile werden einzeln manuell aufgenäht. Je dunkler das Hemd ist, desto schwerer ist es auch, weil mehr Farbe aufgebracht wird. „Die Führung war wie die ‚Sendung mit der Maus‘, nur live“, sagt Lehrer Norbert Beck. Die Fabrik ist sehr unscheinbar, und man erkennt von außen nicht, welche Schätze sich hinter den Mauern befinden.
Kleidung auch einkaufen
Am Mittwochnachmittag besichtigten wir eine Fahrradfabrik, in der alle Arbeitsschritte zur Herstellung eines E-Bikes vorgeführt wurden. Das Zusammenführen der Einzelteile zum fertigen Fahrrad geschieht am Fließband. Das Programmhighlight gab es nach der Projektarbeit am Donnerstag: Shopping war angesagt. In dem nahe gelegenen McArthurGlen-Outlet gab es viele Textilien zu erwerben, u. a. auch die Polohemden mit dem Krokodil aus dem benachbarten Troyes. Danach gab es im Buffalo Grill Burger, Wings und Salat. Den sportlichen Abschluss des Tages bildete eine Partie Bowling.
Sprachbarrieren überwinden, das war das Ziel des Siegerproduktes der Projektarbeit. Der VoiceTranslator übersetzt Sprache direkt, wenn man sie ins Handy spricht. In der Realität wurde die Gruppe sprachlich und organisatorisch von Caspar Speiser und Marie Boudoussier von Arbeit und Leben in Düsseldorf unterstützt. Sie waren unermüdlich mit dem Übersetzten kniffliger Kommunikationsprobleme beschäftigt. Das wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr geschätzt und es gab einen donnernden Applaus bei der Verabschiedung. „Ich fand es super, dass die Franzosen auf uns zugegangen sind, um mit uns Kontakt aufzunehmen. Ich würde es wieder machen“, so das Fazit von Jill Behrendt aus der Höheren Handelsschule. Mitte April erfolgt der Besuch der französischen Schülerinnen und Schüler in Dinslaken. Dann werden wir zeigen, was Dinslaken zu bieten hat.