Grenzen überwinden und Offenheit stärken
Europawoche am Berufskolleg Dinslaken setzt starkes Zeichen gegen kulturelle Barrieren
Von Gabriele Fengels und Kim Lange
presse@bkdin.de
„Herzlich Willkommen, Welcome, Hoş geldiniz …” Europa spricht viele Sprachen und so ist die Begrüßung zur Abschlussveranstaltung der diesjährigen Europawoche international. Schülerinnen und Schüler der Klasse SGGO1 gestalten den Auftakt als buntes Sprachmosaik – auch ein Sinnbild für das Miteinander am Berufskolleg.
„Hier an der Schule leben viele Nationalitäten und Kulturen auf engem Raum zusammen. Das ist herausfordernd, aber wir schaffen es gemeinsam durch Toleranz und Respekt in einem friedlichen Miteinander.” Dorothée Rüdel, stellvertretende Schulleiterin, ruft dazu auf, gerade in Zeiten eines wachsenden Populismus und zunehmender Abspaltungstendenzen Chancen in Richtung Offenheit und Annäherung zu nutzen. Dazu gehören vor allem die zahlreichen Auslandspraktika, die Schülerinnen und Schülern des Berufskollegs wertvolle interkulturelle Erfahrungen vermitteln und immer wieder neue Horizonte eröffnen.
Euregio-Ambassadeur Regina Schneider, die selbst einmal eine Schule geleitet hat, ist in diesem Jahr eingeladen. Als „Grenzgängerin aus Überzeugung” bezeichnet sie sich und engagiert sich insbesondere für die Zusammenarbeit von Niederländern und Deutschen. Aber auch viele andere Kulturen hat die 73jährige auf ihren Reisen hautnah erlebt. So berichtet sie von schwierigen Grenzüberquerungen und Begegnungen mit Menschen in England und Russland, schildert jedoch auch Beobachtungen zur Unmöglichkeit der freien Begegnung von Ost- und West-Jugendlichen in Zeiten des geteilten Deutschlands.
Wie überwindet man die Grenzen der eigenen Erfahrungswelt? Regina Schneiders Antwort: Man bittet um Hilfe und öffnet sich für andere Sichtweisen, andere Bräuche, weiß die eigene Freiheit zu schätzen und ist bereit Risiken einzugehen.
Was waren die größten Herausforderungen in ihren Mobilitätsprojekten, wollen die Schülerinnen und Schüler in der anschließenden Fragerunde wissen. Stets seien es nicht die Menschen gewesen, sondern vielmehr Probleme mit Infrastruktur, Verwaltung und Vorschriften, antwortet Regina Schneider überzeugt. Dass nur in der unmittelbaren Begegnung zwischen Menschen in der Politik wie in der Kultur gemeinsame Ideen entwickelt und Lösungen gefunden werden können, das ist die feste Überzeugung der Euregio-Grenzgängerin.
Deutlich wird dieser Gedanke auch bei der folgenden Präsentation von Radiospots in französischer Sprache. Im Rahmen eines Austauschs der Klasse 12 des Wirtschaftsgymnasiums mit einem Berufskolleg in der Nähe von Paris erkundeten die Jugendlichen nicht nur Pariser und Dinslakener Unternehmen und Institutionen, sondern warben auch ideenreich und tatkräftig mit diesem gemeinsamen deutsch-französischen Projekt für die Stadt Dinslaken.
Tradition hat am Berufskolleg die jährlich stattfindende Ski-Freizeit. Lehrer Sebastian Krebber, Lehrerin Kim Lange, die Schülerinnen Svea Fröhlich und Lucy Asse sowie Schüler Sherhat Murad berichten begeistert von der geteilten Freude daran, Ländergrenzen und Ängste zu überwinden, sich gegenseitig sportlich und menschlich zu unterstützen und dabei oftmals sogar über sich selbst hinauszuwachsen.
Europakoordinatorin Susanne Schoel und Europakoordinator Norbert Beck stellen die Vielfalt der Auslandspraktika dar, die das Berufskolleg mit seinen Partnerorganisationen Schülerinnen und Schülern aller Bildungsgänge und Abschlüsse ermöglicht. Zu den meistbereisten Ländern gehören dabei England, Frankreich, Irland, Griechenland und Spanien. Jährlich kommen weitere Ziele dazu. Der Besuch von Regina Schneider wird sicher dazu verhelfen, auch die Kontakte mit den Niederlanden künftig weiter auszubauen.
Sichtlich stolz nahmen die erfolgreichen Auslandspraktikantinnen und Auslandpraktikanten ihre „Europässe Mobilität” von Regina Schneider entgegen. Wichtige Dokumente, die einen wertvollen Beitrag auf dem Weg in den Beruf leisten können.
Ebenso wie all die Projekterfahrungen, die die Schülerinnen und Schüler während der gesamten Europawoche sammeln durften und nun im „Bewerbungsgepäck” haben: Länderquiz, Europa-Recherchen und als diesjähriges Highlight die sogenannten „Mikro-Sprachkurse“. Was das ist, erklärt auch eine gut besuchte Plakataktion im Forum des Berufskollegs. Schülerinnen und Schüler werden zu Lehrenden. Sie vermitteln nicht nur ihren Mitschülerinnen und Mitschülern, sondern auch interessierten Lehrerinnen und Lehrern ihre Muttersprache. Persisch, Italienisch, Albanisch, Arabisch, aber auch Englisch-Nachhilfe und Deutsch als Fremdsprache stehen dabei auf dem Programm. Sprachliche und kulturelle Grenzen überwinden, Horizonte erweitern – was im Mikrokosmos Schule gelingt, kann Vorbild sein für Politik und Kultur in Europa.
Zum Abschluss danken Susanne Schoel und Norbert Beck im Namen des Europateams allen Beteiligten für ihre engagierten Beiträge. Auch im kommenden Schuljahr wird die Tradition der Europawoche fortgesetzt. Auf das nächste Motto und das neue Programm darf man sich schon jetzt freuen. Das Europateam freut sich über alle, die daran mitwirken möchten.
FEN/LAK/11/24