Burghofbühne spielt Jugendstück am BKDin

Vorwort: Das Berufskolleg Dinslaken bedankt sich beim Förderverein Berufskolleg Dinslaken e. V. für die finanzielle Unterstützung, mit deren Hilfe auch für das laufende Schuljahr ein Theaterprojekt mit der Burghofbühne Dinslaken gesichert werden konnte.

Für die Schülerinnen und Schüler der teilnehmenden Bildungsgänge eröffnet sich durch die Kooperation mit der Burghofbühne Dinslaken weit mehr als die (erste) Berührung mit Theaterkultur. Unter der künstlerischen und theaterpädagogischen Begleitung durch die Burghofbühne Dinslaken erfahren die Jugendlichen Theater als Spiegel der Gesellschaft und lernen in vorbereitenden Workshops und anschließender Reflexion, sich mit dem Thema des Jugendstücks auseinanderzusetzen.

Bitte unterstützen Sie den Förderverein Berufskolleg Dinslaken e. V. durch Ihre Spende. Alle Information finden Sie hier: Förderverein Berufskolleg Dinslaken e. V.


Arm sein – mehr als nur fehlendes Geld

Burghofbühne bringt preisgekröntes Jugendtheaterstück und Workshops ins Berufskolleg Dinslaken

Von Linnéa Balsam, Hijrah Catal und Laura Okanovic
Schülerinnen des Beruflichen Gymnasiums für Gesundheit
Klasse SGGM1 am Berufskolleg Dinslaken

Was bedeutet es, arm zu sein? Geht es nur um einen leeren Geldbeutel, oder steckt mehr dahinter – ein Mangel an Liebe, Anerkennung und Perspektiven? Mit genau diesen Fragen beschäftigt sich das Theaterstück „Arm sein“ von Nora Mansmann, das von der Burghofbühne Dinslaken jetzt im Forum des Berufskollegs Dinslaken aufgeführt wurde. Dabei hatten die Schülerinnen und Schüler nicht nur die Möglichkeit, das Stück zu sehen, sondern sich auch in einem vorbereitenden Workshop intensiv damit auseinanderzusetzen. Eine Erfahrung, die nicht nur das Verständnis für das Theater, sondern auch den Blick auf die eigene Realität verändert hat.

Das Stück beginnt unmittelbar, die Zuschauerinnen und Zuschauer werden in die Handlung geworfen – auf das Dach eines Krankenhauses, das sowohl als Rückzugsort als auch als symbolischer Abgrund dient. Die drei Hauptfiguren, anonym als „A“, „B“ und „C“ bezeichnet, beginnen das Stück mit Gedanken, die zwischen einer Liebesgeschichte und einer gemeinsamen Wut auf die Globalisierung schwanken.

A ist eine Jugendliche, die sich selbst als Punk bezeichnet. Sie fühlt sich ausgegrenzt, unverstanden und sehnt sich nach Anerkennung und Zugehörigkeit zur Wohlstandsgesellschaft. Ihre Wünsche sind geprägt von Statussymbolen wie Smartphones und Markenkleidung. B, ein gescheiterter Schriftsteller, sieht sich als distanzierter, nicht verstandener Beobachter der Gesellschaft. Seine Sichtweise auf Armut ist unkonventionell: Er bewertet sie nicht als wirtschaftliche Not, sondern als mentale Einstellung. C, die Mutter von A, ist Krankenschwester. Ihr Leben ist geprägt von harter Arbeit und sozialer Ungerechtigkeit.

Die minimalistisch gestaltete Bühne – zwei Bänke, eine Leinwand, ein Mikrofon und ein Projektor – konzentriert sich auf das Wesentliche: die Menschen und ihre Geschichten. Im Hintergrund laufen Werbespots, die Konsum und gesellschaftliche Ideale vor Augen führen – eine konstante Erinnerung an den Druck, in dieser Gesellschaft funktionieren zu müssen. Während des Stücks wird mit dem Publikum interagiert, sei es durch direkte Blicke oder Sätze, die plötzlich von Zuschauerinnen und Zuschauern im Raum gesprochen werden.

Das Stück besteht aus mehreren Szenen mit kurzen Dialogen, Monologen und wiederkehrenden Textpassagen, die die Lebensrealitäten der Figuren widerspiegeln. Themen wie Armut, soziale Ausgrenzung und Kapitalismus durchziehen das Stück, das zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankt. Die Stadt spielt eine große Rolle: Sie steht symbolisch für eine Gesellschaft, die unaufhörlich konsumiert, während die Individuen in ihr kämpfen, träumen und scheitern.

Sie (Nora Mansmann, Anm. der Redaktion) erzählt von Hoffnungslosigkeit und Sehnsucht, Verzweiflung, Würde und Liebe und lässt ihre Figuren bemerken: „Alles eine Frage der Perspektive, weißt du?“

(burghofbuehne-dinslaken.de)

Besonders intensiv wurde das Theaterstück durch den vorbereitenden Workshop. In einer Übung sollten die Teilnehmenden dabei notieren, was für sie Reichtum bedeutet. Überraschend oft standen nicht Geld oder Besitz, sondern Begriffe wie Familie, Freiheit oder Gesundheit ganz oben auf den Listen. Eine weitere Übung bestand darin, Zitate aus dem Stück auf eigene Weise zu interpretieren und darzustellen, wodurch spürbar wurde, wie sehr Emotionen und Perspektiven die Bedeutung eines Satzes verändern können.

Das offene Ende des Stücks lässt das Publikum mit vielen Fragen zurück und fordert zur Reflexion auf. Am Ende sind sich die Figuren ein wenig nähergekommen und sie haben erkannt, dass sie alle auf ihre Weise arm sind – an Sicherheit, an Perspektiven, an Wertschätzung. Doch sie sehen auch, dass sie einander haben. Dass Reichtum nicht nur in Geld zu messen ist, sondern auch in zwischenmenschlicher Nähe.

Die Schauspieler*innen Oleksandra Zapolska, Asim Odobašić und Vera Rumpel schafften es, die Emotionen so intensiv zu transportieren, dass es still im Publikum wurde. Jede Geste, jedes Wort hatte Bedeutung. „Arm sein“ ist mehr als ein Theaterstück – es ist eine Auseinandersetzung mit der Realität. Denn am Ende sind wir alle auf irgendeine Weise arm – und vielleicht auch ein bisschen reicher, wenn wir das erkennen.