Croeso und ffarwel (Willkommen und auf Wiedersehen)!
– ein Rückblick auf unseren Aufenthalt in Wales
Von Brita Wrona-Gertz
Wer zu Zeiten des Corona-Lockdowns im März/April 2020 die Geschehnisse im europäischen Ausland verfolgt hat, stieß auf Zeitungsartikel und Youtube-Videos zum Seebad LLandudno in Wales, wo sich plötzlich Kaschmir-Ziegen aus dem bergigen Umland in der Stadt breit machten und sich dort in den Vorgärten sichtlich wohl fühlten.
„Incredible“, denken wir, da sind wir letzten Juni gewesen!
Wir, das waren 10 angehende Kinderpflegerinnen und Erzieherinnen, die Ende Juni/Anfang Juli 2019 zwei Wochen lang Praxiserfahrungen in Nurseries und Primary Schools sammeln durften. Unterstützt wurden wir dabei von der Akademie Klausenhof in Kooperation mit dem Coleg LLandrillo Menai im Rahmen des europäischen Förderprogramms Erasmus+. Begleitet wurde die gemischte Gruppe von Frau Kohnen und Frau Kleine Brockhoff, in der 2. Woche von Frau Eden und Frau Wrona-Gertz, die sich allesamt mit den Gepflogenheiten vor Ort schon auskannten.
Je nach Wunsch oder auch selbsteingeschätzter Sprachkompetenz besuchten die Studierenden entweder alleine oder zu zweit eine Nursery (entspricht einer U3-Einrichtung) oder eine Primary School (ab 4 -10 Jahren). Wie in einem normalen Praktikum auch erledigten die Schülerinnen und Studierenden selbstständig oder unter Anleitung vielfältige Aufgaben in der pädagogischen Praxis und bekamen auch Lehrerinnenbesuche. Den pädagogischen Alltag auf Englisch zu meistern, war eine echte Herausforderung, aber alle kamen damit zurecht!
Unsere Gruppe lernte, dass Walisisch eine eigene Sprache ist, die nicht nur auf Schildern steht, sondern wirklich auch gesprochen und gelehrt wird und als Amtssprache gilt. Englisch ist in Wales offiziell „nur“ Zweitsprache, trotzdem wird natürlich auch überall Englisch gesprochen.
Bei einer selbst initiierten Besichtigung einer besonderen und mehrfach ausgezeichneten Primary School, der Ysgol San Sior (Prinz Charles war auch schon da), wurde uns die Bedeutung der walisischen Sprache ganz deutlich vor Augen geführt. In dieser Einrichtung lernen die Grundschulkinder Walisisch und lesen dem Schulhund auch kleine Texte oder Selbstgeschriebenes in ihrer Muttersprache vor. Dabei sind sie hoch konzentriert und ohne jegliche Scheu, da der Hund ihr einziger Zuhörer ist. Der Schulleiter bemerkte grinsend, der Hund verstehe nun mal nur Walisisch, also bliebe den Kindern nichts anderes übrig…
Darüber hinaus beherbergt die Ysgol San Sior viele Tierarten (diverse Amphibien, Reptilien, Hühner, Bienen und den besagten Hund) und verkauft Eier und Honig und vertritt ein nachhaltiges Bildungskonzept.
Die vielen neuen Eindrücke und Beobachtungen diskutierten wir bei den gemeinsamen Mahlzeiten im Hostel oder abendlichen Spaziergängen am Meer. Natürlich gab es Besonderheiten, über die man eher irritiert war (z.B. die fast akkordähnlich anmutende Fütterung von Kleinstkindern in einer langen Reihe von Hochstühlen, vor denen jeweils eine Betreuungsperson zum Füttern stand oder winzige Außengelände, die von Gittern umzäunt waren), aber wir lernten auch Einrichtungen mit pädagogischen Konzepten kennen, die z.B. Projektarbeit, selbstbestimmtes Lernen und Partizipation, aber auch nachhaltige und ökologische Aspekte (Kartoffelbeete anlegen, Eierverkauf von eigenen Hühnern) in den Mittelpunkt stellen.
Außer der praktischen Arbeit in den Einrichtungen wartete ein abwechslungsreiches Programm auf uns: so eine Fortbildung (natürlich auf Englisch) und die vom Coleg Llandrillo organisierten und begleiteten Ausflüge.
Unsere bunt gemischte Gruppe aus Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen zeigte an allem lebhaftes Interesse und war in jeglicher Hinsicht offen und unkompliziert im Miteinander. In allen Einrichtungen und am College gab es ausschließlich positives Feedback über unsere Schülerinnen und Studierenden. Am Ende konnten alle stolz ihr Zertifikat in Empfang nehmen!
Ffarwel, Cymru! (=Auf Wiedersehen, Wales!)