Berufliches Gymnasium für Erzieher/-innen war im Stück „Terror“

Rezension „Terror“

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrer und Besucher dieser Website!

Am Freitag, den 14. Februar haben wir zusammen mit unserer Klasse das D’haus (Schauspielhaus) in Düsseldorf besucht und berichten hier von unseren Eindrücken.

Das Theaterstück „Terror“ ist zurzeit in jeder Abiturklasse bekannt, denn es wird in den Deutsch-Leistungskursen besprochen. Es handelt von einer Gerichtsverhandlung nach dem Abschuss einer entführten Passagiermaschine, die mit 164 Passagieren besetzt ist. Der Terrorist drohte, die Maschine in die von 70.000 Menschen besuchte Allianz-Arena zu steuern und dadurch alle Besucher, wie auch die Insassen des Flugzeuges, zu töten. Angeklagt wird Major Lars Koch, der entgegen eines Befehls das Flugzeug abschießt und somit für den Tod der Passagiere verantwortlich ist.

Zentral ist die Schuldfrage von Lars Kochs Verhalten: Tötete er 164 Menschen oder rettete er 70.000? Ist es richtig Menschenleben bei solchen Zahlen gegeneinander abzuwägen oder nicht? Entgegen eines Befehles handeln oder Zehntausende sterben lassen? Schießen oder ausharren? Ist er nun ein Mörder oder ein Held?

Verurteilung oder Freispruch?

Der Autor hat in seinem Stück beide Versionen bereitgestellt, im Theater dürfen die Zuschauer in der Rolle von Schöffen über das Ergebnis der Verhandlung abstimmen, welches dann gespielt wird.

Das Theaterstück ist an der einen oder anderen Stelle gegenüber der Vorlage ein wenig gekürzt oder geändert worden. Einerseits zieht es sich bei der sowieso schon langen Vorstellung nicht noch unnötig, jedoch werden dadurch wichtige Details ausgelassen. Schade ist dies bei der Nachfrage auf Zeugenentschädigung des Zeugen Lauterbach, da dies ein wichtiger Charakterzug ist, um die Person besser verstehen und einordnen zu können.

Besonders ärgerlich ist dies jedoch bei einer minimalen Änderung der Regie, welche starke Auswirkungen zeigt. Im Theaterstück wird die Zeit, welche man braucht, um das Stadion in München zu räumen, von 15 auf 50 Minuten verändert. Dies verharmlost den Fakt, dass man, laut Buch, in 52 Minuten das Stadion problemlos mehrfach hätte räumen können. Dies geschah aber nicht, denn die Verantwortlichen waren sicher, dass der Luftwaffenmajor schießen würde. Somit wurde das Fußballspiel weder unterbrochen noch das Stadion geräumt und Koch stand vor der Wahl. Durch die Änderung der Regie wäre es nur knapp möglich, das Stadion zu räumen und alle Besucher zu retten. Dadurch wird der eigentlich höchst problematische Fehler des Katastrophenschutzes verharmlost und weniger thematisiert.

Die Vorstellung an sich zieht sich ein wenig (ca. 2 Stunden bis zur Pause). Dies liegt daran, dass viele Dialoge geführt werden und eher wenig auf der Bühne passiert. Aufgrund dessen wirkt die Aufführung anfangs etwas trocken, wird aber im Laufe des Abends, wenn man sich darauf einlässt, trotzdem höchst interessant.

Abgesehen davon werden die Rollen sehr überzeugend gespielt. Besonders die Staatsanwältin und der Verteidiger verkörpern ihre Rolle nahezu perfekt, sodass man ihnen absolut den Berufsweg eines Juristen abkaufen würde. Jedoch war die Darstellerin der Staatsanwältin (Nicole Heesters) noch überzeugender als die des Verteidigers. Sie spielte ihre Rolle sehr eindrucksvoll. Allgemein beziehen die Schauspieler die Zuschauer, welche als Schöffen betitelt werden, mit in die Gerichtsverhandlung ein. Nach einiger Zeit vergisst man die Location des Theaters und rutscht in einen echten Gerichtsaales. Obwohl das Hauptthema des Stückes sehr ernst ist, wurden kleine Witze eingebaut, so sagt der Vorsitzende am Anfang „[…] wir sind ja schließlich keine Schauspieler […]“.

Das Bühnenbild ist sehr modern, schlicht gehalten und scheint realitätsnah. Ohne großen Aufwand sind die Figuren der Darsteller, allein schon durch die Sitzordnung innerhalb des Bühnenbildes, nachvollziehbar. Außerdem werden z. B. die Gesichter der drei befragten Zeugen per Video auf eine riesige Leinwand über dem Vorsitzenden projiziert, was eine ungewöhnliche Nähe erzeugt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Theatervorstellung trotz Abweichungen vom Buch sehr gut und überzeugend umgesetzt wurde. Besonders die Schauspieler beeindruckten uns. Die Idee und Umsetzung des Wählens fanden wir sehr gut, da man trotz vorher bekannter Tendenzen (das Düsseldorfer Publikum hatte bisher immer für Freispruch gestimmt) nicht genau weiß, wie die Verhandlung nun endet. Da wir beide als Schöffen ein unterschiedliches Urteil wählten, fiel dies für den einen, entgegen seiner Erwartung, und für den anderen zugunsten seiner Erwartung aus. Wir denken, genau das ist das Ziel dieses Konzeptes. Egal ob die Zuschauer das Buch kennen oder nicht: sie wissen nie, wie es endet. Tritt Koch nun als Mörder oder Held aus der Verhandlung?

Wer nun gerne wissen möchte, wie er sich persönlich entscheiden würde und wie es letztendlich ausgeht, kann sich das Stück am 28.03. oder 10.04. und 28.04.2020 in Düsseldorf im D’haus ansehen.

Helen Schnelting, Antonia Harazim (SGEM1)

Weitere Informationen und Buchung unter www.dhaus.de

PS: Mit dem Kauf der Eintrittskarte hat man freie Fahrt im VRR nach Düsseldorf und zurück!