Unternehmer referierten vor Wirtschaftsgymnasiasten

Unternehmer referierten vor Wirtschaftsgymnasiasten

Veranstaltung im Rahmen der bundesweiten Gründerwoche

BKDIN_1515_13x23_72

Foto (v. l. n. r.): Studiendirektor Bruno Otte (Berufskolleg Dinslaken) mit den Referentinnen Jennifer Raab (Universität Duisburg-Essen und Birgit Nitzsche (Bioladen Dinslaken), Referent Thomas Schollin (Schollin GmbH & Co KG, Dinslaken)

Dinslaken. Im Rahmen der diesjährigen Gründerwoche konnte das Wirtschaftsgymnasium wiederum eine Dinslakener Unternehmerin und einen Unternehmer als Referenten für eine öffentliche Veranstaltung über die Unternehmertätigkeit gewinnen.

Der stellvertretende Schulleiter, Florian Eckert, begrüßte die Gäste und die Schülerinnen und Schüler. Er erläuterte die Einbindung der Veranstaltung in die bundesweite Gründerwoche und erhoffte sich, dass die Lernenden Impulse für ein späteres Streben nach selbstständiger Unternehmertätigkeit mitnehmen könnten.

BKDIN_1497_30_72

Aufmerksame Schülerinnen und Schüler sowie externe Gäste während der Veranstaltung

Birgit Nitzsche ist Inhaberin des Bioladens in der Alten Feuerwache an der Hans-Böckler-Straße. Sie erläuterte ihren beruflichen Bildungsweg; sie sei schon früh mit der Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten vertraut gewesen und nach der „Kinderpause“ sei sie davon überzeugt gewesen, dass sie einen Bioladen aufmachen wollte.

Nach dem Start mit 200 qm Verkaufsfläche und sieben Mitarbeitern im Jahr 2006 habe sich zum Glück in 2013 die Gelegenheit ergeben, in die alte Feuerwache umzuziehen. Dem Bioladen stünden heute über 400 qm Fläche zur Verfügung, so dass sich sogar ein kleines Bistro in das Geschäft integrieren ließ. „Im Vordergrund meiner Firmenphilosophie steht der Frischeaspekt bei den verschiedensten Lebensmitteln“, erläuterte sie. Außerdem wünschten die Kunden kompetente Ansprechpartner und fachliche Beratung. Daher würden alle 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig an Schulungen und Fortbildungsveranstaltungen teilnehmen. Sie habe zudem auch einen Ausbildungsplatz für eine Einzelhandelskauffrau geschaffen.

Auf Nachfragen von Gästen gestand sie, dass sie nie eine Ausstiegs-Strategie im Hintergrund gehabt habe, falls der Laden nicht gelaufen wäre: „Ich habe mich ausführlich mit der Situation am Standort Dinslaken informiert und mich auf die Analyseergebnisse verlassen; ich war mir sicher, dass der Bioladen hier gut ankommen würde.“ Unterschätzt habe sie, dass auch die Kunden eines Bioladens möglichst vor dem Laden parken wollten, und der Wegfall des Hans-Böckler-Platzes als Parkmöglichkeit habe ihren Umsatz beeinträchtigt. Seit dem Umzug könne sie aber an der Feuerwache eigene Parkplätze anbieten. Anschaulich berichtete sie auch über ihre Spitzenbelastungen bei der täglichen Arbeitszeit und ihre Bemühungen, diese zu reduzieren.

Der geschäftsführende Gesellschafter der Schollin GmbH & Co. KG, Thomas Schollin, berichtete über seinen Werdegang. Nach der Bäckerausbildung habe er ein duales Studium der Betriebswirtschaftslehre absolviert und in verschiedenen Großstädten gearbeitet. Im Jahr 2000 habe er das Geschäft seinem Vater abgekauft; er sei jetzt die fünfte Generation seit der Unternehmensgründung in 1853. Umfangreich informierte er die Wirtschaftsgymnasiasten und Gäste über den Organisationsplan seines Unternehmens und die verschiedenen Teilbereiche, in die der Betrieb gegliedert ist. Er stellte heraus, dass die Nachfrage nach Snacks und Frühstücksangeboten wächst und die klassische Bäckerei immer mehr zur Gastronomie werde.

IMG_1484_23_72Bei den Standorten für neue Filialen sei es wichtig, dass es ausreichend Parkflächen für die Kunden gäbe und „jede Neueinrichtung bekommt ein individuelles Konzept, so hat jedes meiner Cafés seine ganz eigene Atmosphäre“.

Die Wirtschaftsgymnasiasten staunten nicht schlecht, dass das Unternehmen, das auch ihr Schulbistro in der Konrad-Adenauer-Straße betreibt, in 49 Filialen und 64 Schulbistros über 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. „Außerdem gibt es ein eigenes Transportunternehmen mit weiteren 30 Mitarbeitern“, so Schollin. Pro Tag würden 8 Tonnen Mehl verarbeitet und ca. 7.000 Brote gebacken. Dabei herrsche – auch auf Wunsch der Mitarbeiter – überwiegend Handarbeit vor; viele seien stolz auf ihre handgefertigten Produkte.

Schollin bietet 40 jungen Erwachsenen einen Ausbildungsplatz; erfreut zeigte er sich über die hohe Motivation der Auszubildenden. Es gäbe viele gemeinsame Aktivitäten und Fortbildungen, um das Gemeinschaftsgefühl und die Identifikation mit dem Unternehmen zu stärken.

Ein Renner sei das Angebot einer „Kinder-Backstube“, die den Kleinsten auch den Weg vom Samenkorn über das Getreide bis hin zum fertigen Brot zeige. Gerne würden hier auch Kindergeburtstage gefeiert; die Termine seien weit bis ins nächste Jahr ausgebucht. Schollin informierte auch über das soziale Engagement seines Unternehmens.

IMG_1510_23_72Die Gäste erkundigten sich auch über die Gründe der Ausdehnung des Filialnetzes bis nach Mülheim und Mönchengladbach sowie über die Ausstattung und Nutzungsdauer von Maschinen und Fahrzeugen sowie über Bilanzkennziffern.

Abschließend berichtete Jennifer Raab von der Universität Duisburg-Essen über die Existenzgründungsangebote des „small business management“ unter Leitung von Prof. Dr. Breithecker. „Unsere Gründungsinitiative hilft mit einer breiten Palette von kostenlosen Kursen allen, die sich selbstständig machen wollen“, erläuterte sie. So gibt es einen Orientierungskurs „Unternehmertum“, einen Intensivkurs „Betriebliches Rechnungswesen“, eine Lehrveranstaltung zum Thema „Hightech“ sowie ein Blockseminar zur „Unternehmensnachfolge“. Das Angebot richtet sich an Studierende, Angehörige der Universität aber auch an Externe. Mittlerweile sind über 40 Start-Ups erfolgreich begleitet worden. Für Schüler und Berufstätige ist interessant, dass die Veranstaltungen überwiegend im Nachmittagsbereich sowie an Wochenenden stattfinden; in Blockseminaren kann gemeinsam an der Entwicklung von individuellen Businessplänen gearbeitet werden, die die Grundlage aller Projekte sind, die gefördert oder mit Fremdkapital finanziert werden sollen.

Moderator Bruno Otte dankte den Referentinnen und dem Referenten, dass sie bereit waren, vor den Schülerinnen und Schülern so offen über ihre Geschäftstätigkeit zu berichten und auch auf heikle Fragen ausführlich antworteten. Über 95 % der teilnehmenden Wirtschaftsgymnasiasten zeigten sich voll zufrieden oder weitgehend zufrieden mit der Veranstaltung.